Edmund Käbisch
Der Wahn der reinen Rasse
Der Wahn der reinen Rasse
Eine Dokumentation der juristischen Aufarbeitung der NS-Medizinverbrechen in SBZ und DDR für eine politische Bildungsarbeit
Das vorliegende Buch dokumentiert quellenbasiert die NS-Medizinverbrechen und die Art und Weise, wie diese in SBZ und DDR nicht aufgearbeitet, sondern vielmehr politisch und propagandistisch instrumentalisiert wurden. Dem systematischen Massenmord der Zwangssterilisation und „Euthanasie“ und anderen NS-Medizinverbrechen fielen über 200.000 Menschen zum Opfer. Sie geschahen vor dem Hintergrund des Wahns der reinen Rasse, wobei die rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik um kriegswirtschaftliche Erwägungen und die Vernichtung von KZ-Insassen erweitert wurden.
Nach der Machtergreifung 1933 gelang es Hitler und der NSDAP, in kürzester Zeit die Mehrheit des deutschen Volkes vom Wahn der reinen Rasse zu überzeugen und dafür zu begeistern. Durch die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ sollte der „Volkskörper“ gereinigt werden, damit eine reine, ideale, arische Rasse entstünde. Die Opfer waren behinderte und psychisch kranke Menschen, aber auch politisch Andersdenkende,
Menschen anderer Religionen, Kulturen und Nationalitäten. Mediziner und medizinisches
Personal wurden zu Tätern, die sich bereitwillig und ohne moralische Bedenken dem
Wahn der reinen Rasse folgten und ihn gehorsam und untertänig umsetzten.
Im ersten Teil des Buches wird am Beispiel von Prozessakten aus dem Fundus des MfS gezeigt, wie in den unmittelbaren Nachkriegsjahren westsächsische Mediziner wegen Zwangssterilisationen und Kastrationen zur Verantwortung gezogen wurden und wie die Prozesse politisch gelenkt und instrumentalisiert wurden.
Der zweite Teil betrachtet die Zeit von der Zerschlagung der NS-Diktatur bis zum Ende der DDR 1989 und untersucht den Einfluss der DDR auf die westdeutschen Euthanasie-Prozesse in Frankfurt am Main. Die SED-Machthaber erklärten 1950 die Entnazifizierung für beendet, der Faschismus wäre mit seinen Wurzeln in der DDR für immer „ausgerottet“. Was dagegen, so die Parteilinie, in der Bundesrepublik nicht der Fall sei, wo sich das faschistische Gedankengut weiter entfalten und gedeihen könnte. NS-Verbrecher würden dort nicht zur Verantwortung gezogen.
Der dritte Teil des Buches gibt Anregungen für die politische Bildungsarbeit im Schulunterricht, die aber ebenso in allen außerschulischen Bildungseinrichtungen eingesetzt werden können.
Ein ausführliches Glossar, Literaturverzeichnis, Index und die Abbildung wichtiger Dokumente runden das Buch ab.
Zu diesem Buch gibt es ein Impulsbuch für den Einsatz in schulischer und außerschulischer Bildung: Impulsheft zu "der Wahn der reinen Rasse". Dazu bieten wir Ihnen 50% Mengenrabatt ab 10 Exemplare an.
Der Autor
Edmund Käbisch (geb. 1944), Wehrdienstverweigerer in der DDR, 1963 bis 1968 Studium der evangelischen Theologie in Leipzig, Promotion zum Thema "Jugend und Gebet". Ab 1970 Pfarrer in Quesitz (bei Leipzig). 1981 als Archidiakon an den Dom St. Marien zu Zwickau gewählt. Dort begann ihn die Stasi zu bearbeiten, weil er eine situativ-missionarische Verkündigung praktizierte. Wegen seines Engagements für Menschen, die als "Problembürger" angesehen wurden, mit denen er Basisgruppen zu Themen wie Umwelt, Gerechtigkeit, Friedens, Feminismus, Strafgefangenen, Amnestierten, "Ausreiseleute" u. a. gründete, legte die Stasi auf den Kirchenvorstand des Domes den OV "Kammer" mit dem Ziel an, Käbisch mittels demokratischer Beschlüsse des Kirchenvorstandes zu zersetzen, damit er Zwickau sollte.
Nach der Friedlichen Revolution begann er, das Staat-Kirche-Verhältnis aufzuarbeiten und die kirchlichen Verstrickungen öffentlich zu machen. Das führte zu starken innerkirchlichen Konflikten. Deswegen versetzt ihn die Landeskirche 1999 vorzeitig in den Ruhestand.
Bis 2007 war er als Religionslehrer tätig und bis 2009 ehrenamtlicher Patientenfürsprecher für die Stadt Zwickau. Bis heute vermittelt er seine Kenntnisse zu den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhundert der Bevölkerung in Ausstellungen, den Schülern im Unterricht, den Bürgern in Vorträgen und der Öffentlichkeit in Publikationen.
2008 wurde die Ausstellung "Christliches Handeln in der DDR" überregional bekannt, in der der IM "Schubert" mit Klarnamen genannt wurde. Daraufhin erwirkte der IM vor dem Landgericht Zwickau eine Einstweilige Verfügung wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts. Jedoch entschied das Gericht, dass der Klarnamen des IM weiterhin öffentlich gemacht werden kann.
Weitere Informationen: https://www.dr-kaebisch.de/
Mitwirkende
Vorwort von Carsten Michaelis, Landrat Landkreis Zwickau
Nachwort von Dr. Boris Böhm, Historiker, seit 1999 Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Böhm ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen zur sächsischen Geschichte, zur Geschichte des Gesundheitswesens und zu psychiatrisierten Künstlern, Mitherausgeber und Autor von Publikationen über die „Euthanasie“-Verbrechen in Sachsen und Deutschland.
Zum Buch
- ISBN 978-3-929351-57-6
- 1. Auflage 2023
- 347 Seiten
- Format: 17 cm / 24 cm / 2 cm
- Softcover
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